PVC-Recycler treffen PVC-Verarbeiter

Unter diesem Motto stehen gleich drei gemeinsame Veranstaltungen von AGPU und VinylPlus, zu der wir Sie herzlich einladen möchten.

Die erste Netzwerk-Veranstaltung fand Ende letzten Jahres in Köln statt und wird aufgrund der positiven Resonanz und des großen Interesses nun fortgesetzt. Das Konzept: Sowohl PVC-Recycler als auch PVC-Verarbeiter stellen sich vor Ort mit ihren Angeboten und ihrem Bedarf vor. Im Fokus stehen das persönliche Gespräch und das Networking.

Die Veranstaltungen finden in Schwerte (7. November), Hannover (19. November) und München (5. Dezember) statt und sprechen jeweils die PVC-Recycler bzw. –Verwerter der jeweiligen Region an.

Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben oder mehr Detail erfahren möchten, senden Sie bitte eine kurze E-Mail an Frau Julia Gogos (AGPU). Sie erhalten dann eine persönliche Einladung mit dem Programm zu den Veranstaltungen.

K 2013: 100 Jahre PVC-Patent, 25 Jahre AGPU

Entwurf eines vielseitig einsetzbaren Mini-Hauses aus Recycling-PVC vorgestellt.

Das Jahr 2013 ist ein ganz besonderes für den Werkstoff PVC. Vor 100 Jahren, am 4. Juli 1913, erhielt der deutsche Chemiker Fritz Klatte aus Frankfurt-Griesheim das Patent für den industriellen Herstellungsprozess von PVC. Eine Erfindung, die unser aller Leben in mannigfacher Beziehung geändert und damit die Basis für eine einzigartige Erfolgsgeschichte gelegt hat. An dieses Jubiläum erinnert die Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt e.V. (AGPU) im Rahmen einer Pressekonferenz auf der K, der weltgrößten Fachmesse der Kunststoff- und Kautschuk-Industrie vom 16. bis 23. Oktober 2013 in Düsseldorf.

„Besonders ist das Jahr 2013 aber auch deshalb, weil sich die AGPU mit ihren Mitgliedsunternehmen aus der PVC-Branche seit 25 Jahren für den Werkstoff PVC engagiert: mit immer neuen Ideen und einer professionellen Kommunikation, die sich kontinuierlich wandelt“, sagte Dr. Axel Bruder, Vorstandsvorsitzender der AGPU und Mitglied des Vorstandes der RENOLIT SE in Worms. Dazu zählen auch der intensive Dialog mit Entscheidern aus Politik, Wirtschaft, Handel und NGOs. Mit Erfolg. „Diesen Meinungswandel hat die AGPU zusammen mit der PVC-Branche durch Investitionen in Sammel- und Verwertungssysteme und innovative Rezepturen herbeigeführt, um so dem schlechten Ruf der 80er Jahre zu begegnen. Die zurückgewonnene Akzeptanz hat sowohl zu einer Renaissance von bekannten Produkten wie Bodenbelägen geführt als auch zu zukunftsweisenden Produkten wie Passivhaus-Kunststofffenster und Rotorblättern von Windkraftanlagen“, so AGPU-Geschäftsführer Werner Preusker.

Mit der Präsentation eines Entwurfes für ein vielseitig einsetzbares Mini-Haus aus recyceltem PVC feierte die AGPU auf der Kunststoffmesse K eine kleine Premiere. Entwickelt wurde das Konzept von vier jungen Architekten und zwei Produktdesignern aus Berlin. Ziel war es, den Archetyp eines Hauses in einer neuen materialgerechten Formensprache zu entwickeln. Dabei sollten die Möglichkeiten von Recycling-PVC und die Materialästhetik des Werkstoffs deutlich herausgearbeitet werden. „Die Eigenschaften von recyceltem PVC prädestinieren das Material für die Realisierung eines solchen Projektes“, erläuterte Werner Preusker die Aufgabe. PVC ist nicht nur recht leicht, witterungsresistent und wasserfest, es ist gleichzeitig auch sehr pflegeleicht und äußerst flexibel. Genutzt werden kann das multifunktionale Mini-Haus an verschiedenen Orten – wie zum Beispiel als Aufenthalt- oder Aufbewahrungsraum im Garten, als Arbeitsplatz oder als Messepavillon mit genügend Stauraum für Materialien. „Für uns war es ein spannender Prozess, zu lernen, mit dem Material umzugehen und die ihm eigenen Qualitäten zu entdecken, ohne zu versuchen, andere zu imitieren“, beschrieb Bastian Sevilgen vom Architekturbüro dreigegeneinen GbR in Berlin die Herausforderung bei diesem Projekt. Vom Konzept und dessen Realisierung ist auch Stefan Schmatz, Geschäftsführer der Vinylit Fassaden GmbH in Kassel, überzeugt: „Unsere Recycling-Profile, die bei dem Mini-Haus zum Einsatz kommen werden, gehören zu den drei Produkten, die vor wenigen Tagen beim europäischen Recycler-Wettbewerb „EPRO Best Recycled Plastic Product 2013“ nominiert wurden“.

Von Wasserrohren zu High-Tech-Membranen

Der Kunststoff PVC geht seit 100 Jahren mit der Zeit

Im Jahr 1913 erhielt der deutsche Chemiker Fritz Klatte das Patent für den industriellen Herstellungsprozess von PVC. Er arbeitete bei der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron im heutigen Frankfurter Stadtteil Griesheim. Die „Polymerisation von Vinylchlorid“ sollte laut Patent der Herstellung einer als „Hornersatz, Filme, Kunstfäden, Lacke und dergleichen verarbeitbaren plastischen Masse“ dienen. Der Tüftler Fritz Klatte war ein Visionär: Er erhoffte sich von künftigen PVC-Produkten einen Durchbruch im großen Stil auf internationaler Ebene. Sie zeichnen sich nach seinen Worten „durch Lichtechtheit, Filmbildevermögen und hervorragende Haftfestigkeit auf unterschiedlichen Oberflächen“ aus. Klatte behielt Recht: Die Polymerisation von Vinylchlorid spornte im 20. Jahrhundert viele weitere Chemiker an. Es wurden zahlreiche technische Varianten erfunden und mit ihnen entstanden ungeahnte Anwendungsmöglichkeiten. Aus dem robusten Material für Wasserrohre wurde ein multifunktionales High-Tech-Produkt, das aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist.

Die „großen Drei“: Fenster, Rohre, Folien

Das Brot-und Buttergeschäft wird in der PVC-Industrie seit vielen Jahren mit drei Produkten gemacht: Energiesparfenster, die man nicht streichen muss, Wasserrohre, die starken Belastungen standhalten und sich wegen ihrer glatten Oberfläche nicht zusetzen sowie hygienische und obendrein optisch attraktive Folien, die für die Gestaltung von Oberflächen von Möbeln, Fahrzeugen, als Kunstleder oder Pharmaverpackungen verwendet werden. Weitere wichtige Produkte sind Kabelisolierungen und Bodenbeläge. Hier kommen die Vorteile des PVCs voll zum Tragen: Der Kunststoff ist extrem belastbar, korrosionssicher und er verrottet nicht. Gerade bei den Bodenbelägen erlebt das PVC in den letzten Jahren eine Renaissance. Durch ansprechende Designs, eine hohe Belastbarkeit (besonders wichtig für viel genutzte Räume wie Schulen, Büros oder Läden) sowie eine unkomplizierte Handhabung beim Verlegen.

Ein Kunststoff als Alltagsbegleiter

Neben dem Hart-PVC gibt es auch Weich-PVC. Es kommt beispielsweise in Krankenhäusern zum Einsatz: in Blutbeuteln, Wundauflagen, Verbänden und Einmal-Handschuhen, bei leicht zu reinigenden Böden oder biegsamen Kabeln. Der Kunststoff begleitet uns überall in unserem Alltag. Kabel aus Weich-PVC findet man an Tankstellen, weil sie nicht von Öl und Benzin zersetzt werden. Die Böden moderner Handball- oder Volleyballfelder bestehen aus PVC, auf dem die Sprunggelenke der Sportler nicht so stark belastet werden wie auf anderen Böden. Selbstklebefolien aus PVC werden zur Fluchtwegmarkierung genutzt, aber auch für auffallende Werbung: So bestehen die Mega-Poster in unseren Großstädten aus Geweben mit PVC-Beschichtung – regelrechten High-Tech-Membranen. Und hauchdünne PVC-Folien mit Sauerstoffbarriere sorgen dafür, dass abgepacktes Fleisch, Obst oder Gemüse länger frisch bleibt. Diese Vielfalt gibt es nur, weil die Entwicklung des PVC nicht bei den Erkenntnissen von Fritz Klatte stehen geblieben ist, sondern weil sich dieser Kunststoff stets den Erfordernissen der Menschen angepasst hat.

Ein Zeitalter der Entdeckungen

Das PVC ist ein Kind seiner Zeit. Dafür lohnt ein Blick zurück in die Kultur- und Industriegeschichte: In den Jahren Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Innovationsdichte besonders groß, nicht nur auf technischem Gebiet. Die Architektur sucht in der „Bauhaus“-Bewegung nach neuen, modernen Ausdrucksformen. Avantgarde-Maler wie Macke, Kirchner oder Klee prägen in Deutschland den Expressionismus. 1908 rollt mit der „Tin Lizzy“, dem legendären „T-Ford“, das erste Auto vom Fließband, das sich viele Menschen leisten können. 1913 wird das erste unterirdische Telefonkabel in Deutschland verlegt, damit man störungsfreier telefonieren kann als bei wetteranfälligen oberirdischen Telefonmasten. Im selben Jahr stellt auch der Physiker Niels Bohr sein Atommodell vor.

In diesem Umfeld erhält Fritz Klatte sein Patent. Im Ersten Weltkrieg kommt PVC bereits als Flugzeuglack zum Einsatz. Doch Fritz Klattes Wunsch nach einem großen Durchbruch erfüllt sich erst, als in den USA und in Deutschland die industrielle Produktion von Kabeln und Rohren aus PVC aufgenommen wird. Das Jahr 1928, in dem die großtechnische PVC-Produktion beginnt, ist ein Jahr der Erfindungen: Von der Reichspost wird bei Berlin der erste erfolgreiche Versuch einer Bildfunkübertragung gemacht. Es ist die Geburtsstunde des Fernsehens. Auch das Antibiotikum Penicillin wird in diesem Jahr erfunden. Um 1930 gelingt dann die thermoplastische Verarbeitung von PVC mithilfe von Stabilisatoren. Die Eigenschaften der aus PVC erzeugten Produkte lassen sich bald wie bei kaum einem anderen Kunststoff durch Weichmacher und andere Zusatzstoffe individuell bestimmen. Immer neue Varianten dieses vielseitigen Kunststoffs werden entdeckt und nutzbar gemacht. Sie kommen unter Namen wie „Igelit“ oder „Troluloid“ oder als „PeCe-Faser“ auf den Markt. PVC wird ein Renner: Ab 1935 werden in Deutschland die ersten PVC-Rohre hergestellt, die bald in der Trinkwasserversorgung verwendet werden. Die Eingangshalle der Firma Henkel erhält 1937 einen „Mipolam“-Bodenbelag aus PVC. Sie ist bis heute erhalten. Und 1941 werden die Sitze der Londoner Stadtbusse mit Kunstleder aus PVC ausgestattet. Schließlich werden in den Jahren 1943 bis1948 Schallplatten aus PVC entwickelt und zur Marktreife gebracht: Die neue Vinylplatte löst damals die alte Schellackplatte ab. Vinylplatten haben heute wegen ihres besonderen Klangs wieder eine steigende Zahl von Fans unter den Musikliebhabern.

Der „König der Kunststoffe“

Das Weichmachen von PVC mit Phthalaten und Phosphaten wird Anfang der 1930er Jahre entdeckt und vor allem die Arbeiten von Waldo Semon bei der amerikanischen Reifenfirma Goodrich führen dazu, dass der Anteil an Weich-PVC rasch steigt. Doch der eigentliche Siegeszug des PVC beginnt erst nach dem zweiten Weltkrieg: PVC ist damals der meist produzierte Kunststoff der Welt. Es gilt als „König der Kunststoffe“ (Josef Hausen: Wir bauen eine neue Welt. Das Buch der Kunststoffe und Chemiefasern. Berlin: Safari-Verlag 1957). Um die Entsorgung des Kunststoffs macht man sich in diesen Jahren nur wenig Gedanken. Und auch gesundheitliche Gefahren, die von der Herstellung von PVC ausgehen könnten, sind lange kein Thema. PVC ist als preiswerter Kunststoff mit seinen vielen Anwendungsmöglichkeiten äußerst beliebt.

Gesundheitsschäden bei der Produktion: Die PVC-Hersteller reagieren

Doch 1973 werden erstmals bei Arbeitern in PVC-Betrieben Schädigungen der Leber und der Milz sowie der arteriellen Handdurchblutung und des Handskeletts festgestellt. Das ist ein Alarmzeichen. Die PVC-Hersteller reagieren. Ein veränderter Herstellungsprozess in geschlossenen Behältern führt dazu, dass diese Erkrankungen nicht weiter auftreten. Auch die Verbraucher schrecken auf – und dies durchaus zu Recht: Auf fehlende Recycling-Angebote, mögliche Gesundheitsgefahren durch Stabilisatoren und Weichmacher wird schon in den 1980er Jahren hingewiesen. Plötzlich gilt PVC als giftig, überflüssig und ersetzbar. Das Image des Kunststoffs ist stark beschädigt. Die Industrie macht ihre Hausaufgaben: Die Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt (AGPU) engagiert sich seit 1988 dafür, negative Umwelteinflüsse bei der Herstellung, Verwendung und Entsorgung von PVC zu minimieren. Auf die Worte folgen auch Taten. Nach und nach werden Sammel- und Verwertungssysteme für gebrauchte Produkte wie Bodenbeläge, Fenster, Rohre, Folien, Dachbahnen sowie für Produktionsabfälle eingeführt. Stabilisatoren mit Cadmium und Blei und niedermolekulare Phthalate werden durch unbedenklichere Additive ersetzt. Die Fortschritte werden heute beispielsweise auch von der Europäischen Kommission oder dem deutschen Umweltbundesamt anerkannt.

Aufschwung dank Innovationen

Für das Telefonieren drehen wir heute nicht mehr an der Kurbel des Apparats, um das „Fräulein vom Amt“ um eine Verbindung zu bitten. Und auch die Autos haben seit Henry Fords „Tin Lizzy“ eine enorme Entwicklung bis hin zu modernen Hybrid- und Elektro-Fahrzeugen durchgemacht. So ist es auch beim PVC: Die Industrie hat in den vergangenen Jahren viel dafür getan, um PVC noch besser, sicherer und nachhaltiger zu machen. Das ist gut für Mensch und Umwelt und es stärkt das Image dieses leistungsstarken Kunststoffs. Die Nachhaltigkeitsinitiative „VinylPlus“ – eine Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Branche – will noch größere Mengen PVC als bislang recyceln und dafür innovative Technologien entwickeln. Die Verwendung erneuerbarer Energien bei der PVC-Produktion wird ebenso angestrebt wie die Verwendung von gesundheitlich unbedenklichen Zusatzstoffen.

Nachhaltigkeitsbeiträge durch Recycling

In Deutschland wurde das Problem des Recyclings von gebrauchtem PVC durch eine Gemeinschaftsaktion der Branche beispielhaft gelöst. Werden die alten Rohre, Fensterrahmen oder Bodenbeläge einmal nicht mehr benötigt, greift ein ausdifferenziertes Recyclingsystem: Seit mehr als 30 Jahren werden alte PVC-Produkte geschreddert und zu neuen PVC-Produkten weiterverarbeitet. Bei sortenreinen Abfällen ist dies kein Problem – die Branche kümmert sich aber auch gemeinsam darum, etwa PVC aus der Verbindung mit Kupfer in Kabelresten oder in der Verbindung mit Polyester aus alten Planen wieder zu verwerten rückzugewinnen.

Steigende Akzeptanz

Meinungsumfragen unter Entscheidern zum Beispiel bei Bauunternehmen und Architekten zeigen: Waren es 1990 nur etwa 20 Prozent, die PVC als Werkstoff mit Zukunft sahen, waren 2012 bereits 52 Prozent dieser Meinung. Heute werden global rund 34 Mio. Tonnen PVC erzeugt, von denen etwa 6 Mio. Tonnen in Europa verarbeitet werden, etwa zwei Drittel zu langlebigen Bauprodukten. Der weltweit zunehmende Lebensstandard mit einem steigenden Pro-Kopf-Bedarf an Kunststoffen hat dazu beigetragen, dass der PVC-Verbrauch heute bei über 30 Mio. Tonnen im Jahr liegt und PVC als wiederverwertbarer, kostengünstiger Standardkunststoff weithin akzeptiert wird. Es ist diese zurückgewonnene Akzeptanz, die die Industrie dazu ermutigt hat, zukunftsweisende Produkte wie Passivhaus-Kunststofffenster oder Rotorblätter von Windkraftanlagen aus PVC zu entwickeln.

AGPU: Pressekonferenz und Empfang auf der K 2013

Am Donnerstag, 17. Oktober 2013 lädt die AGPU auf der Kunststoffmesse K in Düsseldorf die deutsche Kunststoff-Fachpresse zur Pressekonferenz ein. Präsentiert wird zudem der Entwurf für ein ungewöhnliches Produkt aus Recycling-PVC, das von jungen Architekten und Designern aus Berlin aus Anlass von 100 Jahre PVC-Patent und 25 Jahre AGPU entwickelt worden ist.

Im Anschluss an die PK findet ab 12 Uhr ein Empfang statt, zu dem alle Mitarbeiter der AGPU-Mitgliedsfirmen und Partner aus der PVC-Branche eingeladen sind. Nutzen Sie als AGPU-Mitglied die Gelegenheit, sich von den Vorzügen des PVC-WIKI zu überzeugen oder Kollegen aus der PVC-Branche zu treffen.

Beide Veranstaltungen finden im Raum 8 des CCD Süd statt. Um eine vorherige Anmeldung per E-Mail an agpu(at)agpu.com wird gebeten. Angesichts der Bekanntheit der AGPU als Stimme für PVC mit wegweisenden Initiativen für die Zukunft des Werkstoffs seit 25 Jahren wird der Empfang zum einzigartigen Treffpunkt der K-Besucher aus der Branche werden.

Energiewende effizient gestalten: Prowindo fordert Freigabe von Fördermitteln und Steuererleichterungen für energetische Gebäudesanierung

Nur wenige Tage nach der Bundestagswahl kommt das Thema „energetische Gebäudesanierung“ beim Branchenforum Prowindo in Berlin bereits erneut auf den Tisch.

Bauexperten und Repräsentanten der Kommunen üben deutliche Kritik an der bisherigen Umsetzung der Energiewende. Weitere Reformen seien dringend notwendig, um die Vorgaben der EU-Gebäuderichtlinie zu erreichen, wonach bis 2030 etwa 50 Prozent der Gebäude Passivhauscharakter besitzen sollen: „Viel zu wenig rückt bisher die Verbesserung der Energieeffizienz in den Mittelpunkt. Die beste Energie ist diejenige, die eingespart und gar nicht erst produziert wird“, erklärte Dr. Gerd Landsberg, Geschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes e.V., anlässlich des Prowindo Branchenforums in Berlin. Er trat dafür ein, die Finanzierung der energetischen Maßnahmen nicht nur durch Steuererleichterungen zu unterstützen, sondern auch die bisher bereit gestellten KfW-Mittel in Höhe von 1,5 Mrd. EUR auf 5 Mrd. EUR aufzustocken.

Die Prowindo-Allianz, bestehend aus sechs einzelnen Verbänden und Einrichtungen, die auf unterschiedliche Weise mit dem Kunststofffenster befasst sind, hatte die eineinhalbtägige Veranstaltung unter das Motto „Rahmen schaffen für Klimaschutz und Energiewende“ gestellt. Die Branche appelliert seit Jahren an die Politik, endlich mit der Umsetzung der Vorgaben von EU-Gebäuderichtlinie und EnEV zu beginnen. Jetzt ging Prowindo gemeinsam mit den Kunststoff-Fensterprofilher-stellern in die Offensive: „Beseitigung des Investitionsstaus, sofortige Freigabe der Fördermittel, Steuererleichterungen durch 10-jährige Abschreibungen auf Sanierungskosten und eine Reduzierung der in letzter Zeit immens gestiegenen Grunderwerbssteuer“, lautet ihre Forderung.

Unterstützung fand Prowindo beim Berliner Branchenforum durch Experten aus unterschiedlichen Bereichen. Namhafte Referenten aus Industrie, Wohnungswirtschaft und Architektur sowie Energieexperten beleuchteten unter der Moderation von Heinz Klaus Mertes, früherer Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, das auch nach ihrer Ansicht von der Politik stiefmütterlich behandelte Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Für die Stadt Berlin entrichtete Hans-Georg Kauert, Abteilungsleiter Wirtschaft der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, das Grußwort. „Die Energiewende birgt für die Industrie viele Chancen, die es zu nutzen gilt. Berlin will und wird dabei eine zentrale Rolle einnehmen, zumal viele der benötigten Ideen und Technologien hier entstehen“, erklärte Kauert.

Dass die ganzheitliche energetische Gebäudesanierung ein wichtiger Schlüssel zur erfolgreichen und flächendeckenden Umsetzung der Energiewende ist, machte Dr. Matthias Hensel, Vorsitzender der BDI-Initiative „Energieeffiziente Gebäude“ und Geschäftsführer der LUWOGE, Ludwigshafen, in seinem Referat deutlich. Er griff damit zugleich die Kritik der Veranstalter an der Ungleichbehandlung einzelner Marktsektoren durch den Gesetzgeber auf. So werden z. B. Solarenergie, Windkraft, Biomasseanlagen oder Elektromobilität erheblich stärker gefördert als die energetische Gebäudesanierung. Prowindo fordert ebenfalls seit längerer Zeit, alle Teile des Gebäudes gleichmäßig in den Blick zu nehmen, also bei der Sanierung einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.

Dr. Hans-Joachim Haß, Abteilungsleiter Wirtschafts- und Industriepolitik im BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie, stellte in seinem Vortrag die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa dar. Auf die zurückliegende Bundestagswahl spielte das Vortragsthema von Axel Gedaschko, Senator a. D., Präsident des GDW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., an: „Wir hatten die Wahl – Wohnungspolitik quo vadis?“ Der GdW-Präsident: „Ein zentrales Thema ist die Umsetzung der Energiewende im Gebäudebereich. Wir können hier nur vorankommen, wenn die Unternehmen unter der Maßgabe der Wirtschaftlichkeit handeln können. Die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen muss sich für Eigentümer und Mieter lohnen.“

Mit den Chancen des in Europa marktführenden Kunststofffensters im Rahmen der für den Neubau und Altbau geltenden Regeln der EnEV und der EU-Gebäuderichtlinie befasste sich anschließend Architekt Dipl.-Ing. Stefan Horschler, Hannover. Christian Noll, Geschäftsführer der deneff Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz, referierte über die Energiewende im Gebäudesektor bis 2050.

Die Branche sei für die anstehenden Herausforderungen bestens gerüstet, hieß es abschließend von Seiten der Kunststoff-Fensterprofilhersteller. Man verfüge über ausreichende Produktions- und Recyclingkapazitäten, vor allem aber mit dem modernen PVC-Energiesparfenster über ein technologisch hochwertiges Produkt, ohne das die hoch gesteckten Energiesparziele nicht erreichbar wären.

Die Prowindo-Allianz wurde 2009 von fünf Initiatoren ins Leben gerufen: Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt e.V. (AGPU), Bonn; European PVC Window Profile and Related Building Products Association (EPPA), Brüssel; pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V., Frankfurt am Main; Qualitätsverband Kunststofferzeugnisse (QKE), Bonn, sowie Rewindo Fenster-Recycling-Service GmbH, Bonn. Mit dem SKZ – das Kunststoff-Zentrum, Würzburg, hat die Brancheninitiative 2011 einen starken und traditionsreichen Partner hinzugewonnen.

Generalprobe bestanden

Wenn Katar die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 ausrichtet, ist eine zuverlässige Klimatisierung der Stadien für Spieler und Zuschauer unverzichtbar. Deshalb wurde das Architektur- und Planungsbüro Arup Associates beauftragt, eine nachhaltige Stadion-Lösung mit neuester Kälte- und Klimatechnik zu entwerfen. Resultat ist das 500 Zuschauer fassende Showcase-Stadion in Doha: das erste CO2-neutrale Stadion der Welt.

Sein Dach besteht aus zwei unterschiedlich großen Halbkreisen und lässt sich durch Drehung der kleineren Dachfläche öffnen. Beide Dachhälften setzen sich aus rund 250 dreieckigen Segeln aus PVC-beschichtetem Gewebe zusammen. Das widerstandsfähige Material reflektiert einen Großteil der Sonnenstrahlen und sorgt damit für einen kontrollierten Einfall von Licht und Sonne ins Stadioninnere. Die Kühlung der Sportstätte erfolgt durch Solarthermie und Photovoltaik: ein nachhaltiges Konzept, das die Stadion-Architektur der Zukunft prägen dürfte.

Club of Wuppertal stellt bei Unternehmergespräch das Projekt „InnovationCity Ruhr“ vor

AGPU-Mitglieder sind eingeladen.

Zum diesjährigen Unternehmergespräch lädt der Club of Wuppertal am 01. und 02. Oktober in Bottrop ein. Diskutiert werden, teilweise unter Leitung von AGPU-Geschäftsführer Werner Preusker, unterschiedliche Zukunftsentwürfe, die die Interaktion von Mensch und Technik in besonderer Weise berücksichtigen. Hintergrund wird dabei der Wandel von einer Leistungs- zur Wertschätzungsgesellschaft sein. Dass der Club of Wuppertal bei dieser Thematik gerade Bottrop als Veranstaltungsort wählt, ist keinesfalls Zufall, bietet doch die Stadt mit dem Projekt „InnovationCity Ruhr“ geradezu eine Blaupause für die skizzierte Thematik am Beispiel künftiger Energieversorgung. Die FAZ vom 30. Juli 2013 berichtete über das Projekt.

Unterstützt von vielen Bürgern und sämtlichen Stadtratsfraktionen entsteht dort initiiert durch regionale Unternehmen und Forschungseinrichtungen seit 2010 sprichwörtlich ein Labor für die Energiewende von morgen. Ob energetische Sanierung von Privathäusern, die Entwicklung hochleistungsfähiger Batterien zur Speicherung von Solarstrom oder Elektro-Carsharing, – die derzeit 125 Einzelprojekte bieten Vorteile für alle: Die entwickelnden Unternehmen bekommen direktes Feedback der Nutzer, die wiederum nicht nur neueste Technologie zum kleinen Preis nutzen können. Sie können vielmehr auch durch ihren Input an deren Entwicklung teilhaben.

Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler wird das Projekt am ersten Veranstaltungstag vorstellen. Der Club of Wuppertal und Werner Preusker vermitteln gerne, wenn auch Sie sich an dem Projekt beteiligen wollen. Bislang ist noch kein Profilhersteller offizieller Partner dieses europaweit herausragenden Projekts.

Die Teilnahme an der Veranstaltung des Club of Wuppertal ist kostenlos, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Weitere Informationen zum Unternehmergespräch und Anmeldemöglichkeit unter http://www.club-of-wuppertal.com/index.php/veranstaltungen.htm.

Neue Umfrage: Kunststoff bei Fenstermodernisierung auf Platz 1

Wenn es um den Austausch von Fenstern im Rahmen einer Modernisierung geht, setzten die Haushalte vor allem auf Kunststoff als Rahmenmaterial. Dies ist eines der Ergebnisse einer kürzlich vorgestellten Umfrage, für die 12.783 Haushalte bundesweit von einem Marktforschungsinstitut über Modernisierungsaktivitäten und Ausgaben in 2011 befragt wurden. Demnach entschieden sich 75% der Befragten bei der Fenstermodernisierung für Kunststoff (Holzfenster 12%, Alufenster 2%).

Weitere Umfrageergebnisse finden Sie in der aktuellen Ausgabe der BAUELEMENTE-BAU (Seite 11) sowie im Mitgliederbereich des PVC-WIKI. Die gesamte Studie ist kostenpflichtig und kann bei Heinze Marktforschung erworben werden.

Volles Rohr

Der öffentliche Wasserversorger Aguas de Córdoba managt den Wasserkreislauf in 50 Städten und 65 Dörfern in der Provinz Córdoba. Anfang der 1990er Jahre hatte die Region mit ungewöhnlich hohen Wasserverlusten im Leitungsnetz zu kämpfen. Erst seitdem vermehrt Kunststoffrohre wie aus Hart-PVC zum Einsatz kommen bleibt mehr Wasser in den Leitungen.

Das Hauptleitungssystem der Wasserversorgung in den Ortschaften der Region Córdoba erstreckt sich über eine Länge von etwa 1.300 Kilometern, die Abwasserleitungen über 1.000 Kilometer. Im Jahr 1992 bestanden die vor allem in den 1970er Jahren verlegten Rohrsysteme zu etwa 90 Prozent aus Faserzement und nur zu 10 Prozent aus leichtem Kunststoff wie zum Beispiel PVC oder anderen Materialien. In dieser Zeit lagen die Verluste des Frischwassers auf ihrem Weg durch das Leitungsnetz bei 65 Prozent: eine unbefriedigende Situation für das Wasserunternehmen, das seinen Kunden letztendlich nur 35 Prozent der tatsächlich gelieferten Wassermenge in Rechnung stellen konnte.

Fehlende Professionalität

Die Gründe für die hohen Wasserverluste waren vielfältig. Zum einen spielte die schlechte Qualität der installierten Materialien eine Rolle, zum anderen der Verzicht auf Wartungsarbeiten. Außerdem fehlten einheitliche Standards und qualifizierte Fachkräfte. So entstanden durch mangelhafte Verlegung der Rohre große Nachfolgeschäden.

Verluste drastisch reduziert

Der Wasserversorger nahm diese ernüchternde Bilanz zum Anlass, einen Teil der maroden Leitungen durch moderne Kunststoffrohre mit glatten Innenflächen zu ersetzen. Dazu gehörten auch hochwertige leichte PVC-Rohre, die sich durch ihre Stabilität und ihre bis zu 100-jährige Lebensdauer auszeichnen. Im Jahr 2010 lag der Anteil der Rohre aus Faserzement nur noch bei 60 Prozent und der aus Kunststoff bei 40 Prozent. Zusätzlich begann AseTUB, die spanische Vereinigung der wichtigsten Hersteller von Kunststoffrohren und Fittings, seit 2006 mit der Organisation von Schulungen in Córdoba zur richtigen Installation von Kunststoffrohren. Beide Maßnahmen ermöglichten eine Reduzierung des Wasserverlustes von 65 auf nur 15 Prozent, so dass Aguas de Córdoba seitdem 85 Prozent des gelieferten Frischwassers abrechnen kann.

Ergebnisse deutlich verbessert

Die Trainings zur fachgerechten Installation von Kunststoffrohren für die Wasserver- und -entsorgung bietet AseTUB auf Initiative der Rohrhersteller bereits seit 2004 an. Denn was nutzt ein qualitativ hochwertiges Rohr, wenn es falsch verlegt wird? Meistens finden die Kurse für maximal 12 Personen in einem der sieben spanischen Trainingszentren statt. In 36 Stunden vermitteln die von AseTUB geschulten Kursleiter umfangreiche Kenntnisse, angefangen beim Empfang des Materials über die fachgerechte Verlegung der Kunststoffrohre und die korrekte Ausführung verschiedener Anschlusstechniken bis zum Testen und zur Inbetriebnahme der Leitungen. Ein 250 Seiten starkes Installationshandbuch von AseTUB bietet darüber hinaus wichtige Hilfestellungen.

Bis heute hat die spanische Organisation mehr als 130 Kurse für über 1.300 Installateure durchgeführt. Die Teilnehmer erhalten nach bestandener theoretischer und praktischer Prüfung einen offiziellen Ausweis, der sich zu einer gefragten Qualifikation bei Auftraggebern aus der Wasserwirtschaft entwickelt hat. Mit Recht, wie der Erfolg aus Córdoba eindrucksvoll beweist.

AGPU: Wechsel im Vorstand – Joachim Tremmel (BASF SE) bei Mitgliederversammlung gewählt.

Das Jahr 2013 ist ein ganz besonderes für den Werkstoff PVC. Vor 100 Jahren wurde das PVC-Patent erteilt und damit die Basis für eine einzigartige Erfolgsgeschichte gelegt. Sie ist geprägt vom Einsatz des modernen Kunststoffes in einer kontinuierlich wachsenden Anzahl von Anwendungen, aber auch von der innovativen und nachhaltigen Entwicklung der Produkte und der Industrie. „Besonders ist das Jahr 2013 aber auch deshalb, weil sich die AGPU mit ihren Mitgliedsunternehmen aus der PVC-Branche seit 25 Jahren für den Werkstoff PVC engagiert: mit immer neuen Ideen und einer professionellen Kommunikation, die sich kontinuierlich wandelt“, so Dr. Axel Bruder, Vorstandsvorsitzender der AGPU und Mitglied des Vorstandes der RENOLIT SE in Worms, auf der diesjährigen Mitgliederversammlung in Bonn. „Auf Basis der dabei gemachten Erfahrungen wollen wir die zukünftige Arbeit von AGPU und deren Service-Dienstleister PVCplus weiter justieren, um gut aufgestellt zu sein für die Herausforderungen der nächsten Jahre“, so Bruder weiter.

Neben Formalia wie Verabschiedung des Haushaltes und Beschluss der AGPUBeitragsordnung für das Jahr 2014 stand auch ein Wechsel im Vorstand auf der Agenda. Dr. Norbert Scholz, der seit 1998 für die Weichmacher-Hersteller und Evonik Industries AG im Vorstand saß, geht im Spätsommer in den Ruhestand und erklärte deshalb seinen Rücktritt. Zu seinem Nachfolger in diesem Gremium wählten die Mitglieder Joachim Tremmel, Head of Association Affairs, Industrial Petrochemicals Europe bei der BASF SE in Ludwigshafen.