Von Ambitionen zu Taten: Der EU Green Deal wird Wirklichkeit

VinylPlus® präsentierte auf dem 11. VinylPlus Sustainability Forum (VSF2023) seinen Fortschrittsbericht 2023. Unter dem Motto „Making the EU Green Deal Happen“ kamen mehr als 160 Delegierte aus 21 Ländern in Florenz/Italien zusammen, um über nachhaltige Lösungen in den Bereichen Kohlenstoffneutralität, Kreislaufwirtschaft im Bauwesen, Entwicklungen bei der umweltfreundlichen Beschaffung und Zertifizierungen nachhaltiger Produkte zu diskutieren.

Zwei Jahre nach der Vorstellung der Selbstverpflichtung VinylPlus 2030 traf sich die europäische PVC-Industrie am 11. Mai 2023 in Florenz/Italien. Die Interessenvertreter diskutierten über Fortschritte in den Bereichen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sowie über die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verwirklichung des EU Green Deal.

Bei der Eröffnung des VSF 2023 hob Karl-Martin Schellerer, Vorsitzender von VinylPlus, die wichtigsten Fortschritte und Errungenschaften der europäischen PVC-Industrie im Jahr 2022 hervor, die im VinylPlus Progress Report 2023 zusammengefasst sind.

Wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Nachhaltigkeitsverpflichtung 2030

2022 wurden im Rahmen von VinylPlus 813.266 Tonnen PVC-Abfälle stofflich verwertet, dies entspricht etwa 27% des gesamten PVC-Abfallaufkommens in der EU-27, Norwegen, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. Seit 2000 wurden 8,1 Millionen Tonnen PVC stofflich verwertet und in neuen Produkten wiederverwendet, wodurch über 16 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Es wurden umfangreiche Investitionen in Forschungs- und Entwicklungsprojekte getätigt, mit dem Ziel Alt-Additive aus Abfällen zu entfernen und die chemische Verwertung von PVC-Abfällen, die nicht werkstofflich verwertet werden können, zu verbessern. Darüber hinaus bemüht sich die Branche um die Zukunftsfähigkeit der heute verwendeten Additive: Ein wichtiges Instrument hierfür ist die Additive Sustainability Footprint®-Methode, die es den Unternehmen ermöglicht, die nachhaltige Herstellung und Verwendung von PVC-Additiven während des gesamten Produktlebenszyklus proaktiv zu bewerten und zu fördern. Die Methodik wurde mit europäischen PVC-Verarbeitern abgestimmt und auf mehreren Veranstaltungen in Europa und im Ausland vorgestellt. Die Vision von VinylPlus ist es, die Anwendung des Additive Sustainability Footprint® auszuweiten.

Im Laufe des Jahres 2022 hat VinylPlus außerdem eine Reihe von Initiativen gestartet, um die Bemühungen der Mitgliedsunternehmen zu unterstützen, den Wasser- und Energieverbrauch zu verringern, den Einsatz von erneuerbaren Energien und Rohstoffen und zu erhöhen und die unbeabsichtigte Freisetzung von PVC in Gewässer und die Umwelt zu minimieren.

Das VinylPlus® Product-Label für besonders nachhaltige PVC-Bauprodukte wurde weiterentwickelt und u.a. in Italien für die öffentliche grüne Beschaffung (GPP) für die Mindestanforderung der Umweltkriterien (CAM) anerkannt. In der Schweiz wird die Anerkennung für Kriterien von Ecobau geprüft. Zudem haben die ersten fünf Additiv- und Compound-Hersteller die VinylPlus®-Lieferantenzertifikate (Supplier Certificates) erhalten.

Austausch zwischen Vertretern von Regulierungsbehörden und der Industrie über den aktuellen Stand und die Zukunft von PVC

Ein bedeutender Teil der Veranstaltung widmete sich bevorstehenden europäischen politischen Initiativen zu Kunststoffen und PVC sowie regulatorischen Herausforderungen des EU-Rechtsrahmens.  Beiträge zur Debatte lieferten hierbei u.a.  Paola Migliorini, stellvertretende Referatsleiterin der GD ENV der Europäischen Kommission, sowie Simone Doyle, Leiterin des Referats Risikomanagement bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA).

„Das Ziel der Europäischen Chemikalienagentur“, so Doyle „ist die Umsetzung von Rechtsvorschriften, um den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt zu gewährleisten. Wir betrachten Chemikalien ganzheitlicher, weniger fragmentiert über den gesamten Lebenszyklus hinweg und berücksichtigen dabei auch die Nachhaltigkeit. Die derzeitige Untersuchungsarbeit zu PVC und PVC-Additiven, um die die EU-Kommission die ECHA gebeten hat, gibt uns die Möglichkeit, einen Rahmen zu entwickeln, um die Aspekte der Kreislaufwirtschaft von PVC und Alternativen sowie deren umfassendere Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus zu vergleichen. Wir hoffen, dass dieser Ansatz für PVC in Zukunft auch für andere Folgenabschätzungen verwendet werden kann.“

„VinylPlus ist fest entschlossen, einen strengen, umfassenden und wissenschaftlich fundierten Untersuchungsprozess zu unterstützen, um der europäischen PVC-Wertschöpfungskette einen fairen Übergang in eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen“, kommentierte Brigitte Dero, Geschäftsführerin von VinylPlus. „Unser Forum 2023 zeigt, dass die europäische PVC-Branche gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern und Partnern aus der Industrie die Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung bewältigen kann. Die jüngste Veröffentlichung der REACH-Beschränkung für Blei in PVC beispielsweise, ist das Ergebnis fruchtbarer Diskussionen zwischen Regulierungsbehörden, der Industrie und anderen Interessensgruppen und baut auf den Bemühungen der Branche auf, die Verwendung gefährlicher Stoffe in PVC-Produkten zu verringern und die Kreislauffähigkeit der PVC-Industrie weiter zu verbessern. Diese Regulierungsmaßnahme wird die Einfuhr von bleihaltigen PVC-Produkten aus Drittländern einschränken, in denen Blei immer noch als Stabilisator verwendet wird, und die europäische PVC-Branche in die Lage versetzen, ihre ehrgeizigen Verwertungsziele auf eine Weise zu erreichen, die für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sicher ist.“

Im zweiten Teil des VSF ging es um die Beschleunigung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen.  Die Diskussionen drehten sich um die Bauprodukteverordnung, die derzeit überarbeitet wird, um die Umsetzung der Verordnung über das Ökodesign für nachhaltige Produkte sowie um die Perspektiven der Architekten und der Industrie, wie die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen umgesetzt werden kann.

Der Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung durch zertifizierte und rückverfolgbare Produkte und die Zukunft der öffentlichen grünen Beschaffung (GPP) in Europa war Thema im letzten Teil. Zunehmende Anerkennung durch die verschiedenen Stakeholder im Rahmen der GPP finden dabei sowohl das VinylPlus® Product-Label als auch die VinylPlus®- Supplier Certificates, da hierdurch ausschließlich Produkte und Anwendungen von Unternehmen ausgezeichnet werden, die strengste Nachhaltigkeitskriterien erfüllen müssen.  Feierlich geehrt wurden schließlich die Unternehmen, die im Jahr 2022 zertifiziert wurden: Akdeniz Chemson, Baerlocher, IKA, Polymer-Chemie, Reagens, Salamander und Sattler.

Zum Abschluss der Veranstaltung resümierte Karl-Martin Schellerer: „Die PVC-Industrie ist auf dem besten Weg, die ersten Ziele von VinylPlus 2030 zu erreichen. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. Dennoch ist ein klarer und unterstützender Rechtsrahmen unerlässlich, um noch ehrgeizigere Ziele zu setzen und weiterhin eine wichtige Rolle bei der Ermöglichung des EU Green Deal zu spielen. Zu diesem Zweck sind wir bereit, mit den Regulierungsbehörden im Einklang mit einem wissenschafts- und evidenzbasierten Ansatz konstruktiv zusammenzuarbeiten. Ich bin sicher, dass der Enthusiasmus und das Engagement unserer Partner, die wir während des VSF2023 gesehen haben, weiterhin zur Erreichung der Ziele von VinylPlus 2030 und zur Verwirklichung des EU Green Deal beitragen werden.“