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PVC-Recycling live erleben…

VinylPlus Deutschland, Gerflor und AgPR zeigen, wie PVC-Bodenbelagsrecycling
in der Praxis funktioniert

Die europäische PVC-Branche hat sich mit ihrer Selbstverpflichtung VinylPlus® konkrete Ziele zum Recycling gesetzt. Auch auf nationaler Ebene ist die Branche den Prinzipien von Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz im Rahmen ihrer Produktverantwortung besonders verpflichtet und trägt zum Erreichen der Ziele in Europa bei. Im Bereich Bauprodukte setzt man dabei seit langem insbesondere auf das werkstoffliche PVC-Recycling als Mittel der Wahl. Dabei werden die gewonnenen Rezyklate wieder zu neuen Bauprodukten verarbeitet. Unter dem Motto „PVC-Recycling live erleben“ organisiert VinylPlus Deutschland e.V., Bonn, eine Reihe von Informationsveranstaltungen für Fachmedien, um zu zeigen, wie das Recycling in der Praxis funktioniert.

Den Auftakt machte die Veranstaltung am 13. Juni mit Schwerpunkt PVC-Bodenbelag Recycling in Troisdorf. Kooperationspartner waren Gerflor Mipolam GmbH, einer der weltweit führenden Hersteller von elastischen Bodenbelägen, sowie die Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling (AgPR), die am gleichen Standort seit über 30 Jahren eine Recyclinganlage betreibt. „Ziel unseres heutigen Aktionstages ist es, die technischen Abläufe des PVC-Recyclings im Bereich Bodenbeläge konkret in der Praxis zu demonstrieren und zu erläutern. Wir zeigen vor Ort in der Produktion von Gerflor und in der Recyclinganlage der AgPR, wie in der PVC-Bodenbelag-Branche der Materialkreislauf von der Herstellung bis zum Recycling und der Wiederverwertung geschlossen wird“, so Thomas Hülsmann, Geschäftsführer von VinylPlus Deutschland.

„Viele unserer Bodenbeläge bestehen schon heute zu einem sehr hohen Anteil aus Recyclingmaterial. Nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft werden bei Gerflor bis zu 100 % der anfallenden Produktionsabfälle recycelt“, berichtete Marketingleiter Frank Selbeck. Zudem hat das Unternehmen speziell für das Verlege-Handwerk das Recycling-Programm „Second Life“ ins Leben gerufen. Dabei haben Gerflor-Partner die Möglichkeit, Verschnittreste zu sammeln und abholen zu lassen. Diese werden dann in den unternehmenseigenen Recyclingcentern an den jeweiligen Produktionsstandorten aufbereitet, um direkt wieder in die Produktion einzufließen. „Durch das konsequente Produkt-Recycling haben wir bereits im Jahr 2020 über 50.000 Tonnen Altmaterial eingesammelt, verarbeitet und wieder der Produktion zugeführt – bis zum Jahr 2025 sollen es 60.000 Tonnen sein“, so Selbeck.

Darüber hinaus hat Gerflor schon vor über 30 Jahren als Mitbegründer der AgPR ein deutschlandweit funktionierendes Recycling- und Wiederverwertungssystem etabliert und damit bereits früh die Weichen für ressourcenschonende Materialkreisläufe gestellt. „Die AgPR sammelt bundesweit sowie mit Logistikpartnern in einigen europäischen Nachbarländern ausgediente PVC-Bodenbeläge im Rahmen von Abbruch- oder Sanierungsmaßnahmen. Die angelieferten Alt-Bodenbeläge werden in unserer Recyclinganlage in Troisdorf nach vorheriger Aussortierung anderer Materialien im Rahmen eines technisch hoch entwickelten Prozesses zu Feinmahlgut verarbeitet. Bei entsprechender Eignung lässt sich dieses dann bei der Produktion neuer PVC-Bauprodukte einsetzen“, erläuterte AgPR-Geschäftsführer Dr. Jochen Zimmermann. Wie der aktuelle Fortschrittsbericht von VinylPlus zeigt, wurden im Rahmen des Programms im vergangenen Jahr europaweit 1.772 Tonnen PVC-Bodenbeläge im Post-Consumer Bereich und 1.743 Tonnen im Pre-Consumer Bereich durch Initiativen wie AgPR, Recofloor oder GBR recycelt. „Ein genereller Pluspunkt von PVC-Bauprodukten im Sinne der Ressourceneffizienz besteht darin, dass sie am Ende ihres langen Lebens sehr gut zu recyceln sind. Das spiegelt sich nicht zuletzt in der erfolgreichen, europaweiten Recyclingbilanz von VinylPlus wider“, betonte Hülsmann. Die Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Branche bildet bereits seit 2000 den langfristigen Nachhaltigkeitsrahmen für die gesamte Wertschöpfungskette. 2022 konnten in Europa im Rahmen von VinylPlus insgesamt 813.266 Tonnen PVC-Abfälle recycelt und zu neuen Produkten verarbeitet werden. Seit dem Jahr 2000 sind es insgesamt 8,1 Millionen Tonnen, wodurch über 16 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden konnten.

EU-Projekt CIRCULAR FLOORING gestartet

Alte PVC-Bodenbeläge können spezifische Weichmacher enthalten, die heute nicht mehr verwendet werden und in der EU mittlerweile durch sicherere Alternativen ersetzt worden sind. Das Recycling solcher PVC-Böden erfordert eine technisch anspruchsvolle Abtrennung dieser Weichmacher. Das neue EU-Projekt CIRCULAR FLOORING stellt sich dieser Herausforderung. Ziel ist es, alte PVC-Bodenbeläge durch Lösen und Entfernen der kritischen Additive schonend zu verwerten und so neuwertiges PVC in Granulat-Form für die Anwendung in neuen Fußbodenbelägen zurückzugewinnen, sodass diese mit der EU-Gesetzgebung konform sind und die Verbraucherbedürfnisse im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft erfüllen.

Anfang Juni 2019 ist CIRCULAR FLOORING gestartet und erhält bis Mai 2023 rund 5,4 Mio. Euro Fördermittel aus Horizon 2020, dem Europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation. Am Projekt beteiligen sich elf Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus fünf europäischen Ländern. Koordiniert wird das Projekt vom Fraunhofer-Institut IVV in Freising. Unter den Unterstützern sind die beiden AGPU-Mitgliedsunternehmen Vinnolit und Chemson sowie unser Partner beim Baustoffrecycling, die Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling (AgPR).

Best Practice für die Umwelt: Dokumentation erschienen

Im Sommer ist nach zwei Jahren Laufzeit die Aktion „Best Practice für die Umwelt“ von AGPU, Rewindo und AgPR zu Ende gegangen. Ihr Ziel: die Ermittlung und Begleitung von Recyclingprojekten im Bereich Abbruch, Rückbau und Demontage, bei denen beispielsweise PVC-Altfenster oder PVC-Bodenbeläge anfallen und über die Recycling-Systeme von AgPR und Rewindo wiederverwertet werden. Eine 28 Seiten starke Dokumentation stellt ausgewählte Projekte im Zeitraum Sommer 2016 bis Sommer 2018 vor.